Interview
„Wir sprechen die Sprache der Bauwirtschaft“

Mit dem Fachmagazin für Risiko- und Kapitalmanagement AssCompact sprach bauass-Geschäftsführer Burkhard Brämer im August 2021 über die Auswirkungen der Pandemie in der Baubranche, den Einfluss der gestiegenen Baukosten auf den Versicherungsschutz, größere Herausforderungen aber auch besondere Projekte.

18. August 2021

Mitarbeiter von bauass auf der Baustelle

Herr Brämer, bauass hat sich auf die Absicherung von Bauunternehmen spezialisiert. Wie ist denn die Baubranche bislang durch die Corona-Krise gekommen?

Die Bauwirtschaft ist bislang verhältnismäßig gut durch die Corona-Pandemie gekommen und dürfte auch in den kommenden Jahren solide Wachstumsraten verzeichnen. Kurzfristig kam es vor allem im Wirtschaftsbau zu einer geringeren Nachfrage und auch die Leistungen im Bestand wurden reduziert. Nach ruhigerem Geschäft im Jahr 2021 dürfte das Bauvolumen im kommenden Jahr aber wieder kräftiger zulegen.

Wie gehen die Unternehmen mit Lieferengpässen und Bauverzögerungen infolge der Pandemie um?

Die Preise für wichtige Vorprodukte wie Betonstahl, Bitumen und Holz haben um bis zu 50% zugelegt. Wenn bei lang laufenden Projekten keine Preisgleitung vereinbart wurde, trägt das Risiko der Bauunternehmer allein. In jedem Fall steigen die Baukosten und Bauzeiten verlängern sich. Wir gehen von einer schleichenden Erholung dieser Verknappung zum Jahreswechsel aus.

Großes Thema sind ja derzeit die extrem gestiegenen Baukosten. Inwieweit haben solche Entwicklungen Auswirkungen auf den Versicherungsschutz?

Bauzeitverlängerungen und Preissteigerungen führen zu steigenden Prämien. Die Versicherungswirtschaft rechnet mit höheren Prämieneinnahmen und wird gleichfalls steigendes Schadenvolumen im Bereich der Bauleistungs-, Baugewährleistungs- und Betriebsberufshaftpflichtdeckungen einkalkulieren müssen, profitiert aber dennoch in der Summe.

Sie bieten Versicherungsschutz für mittelständische Unternehmen. Wie sind die Grenzen hier gesetzt?

Das vertraglich geschuldete Leistungsversprechen des Bauunternehmers bleibt die rote Linie für Versicherungslösungen. Aufgeweicht wurde das zuletzt durch die Baugewährleistungsversicherung – insbesondere im Wohnungsbau –, aber auch durch Zugeständnisse weniger Versicherer in speziellen Deckungskonzepten an große Maklerhäuser oder uns Spezialisten.

Worin liegen die besonderen Herausforderungen bei der Risikoabsicherung dieser Zielgruppe?

Eine Besonderheit der Zielgruppe ist ihre Vielfalt. So gibt es bei uns im Haus spezialisierte Berater für inzelne Sparten innerhalb der Bauwirtschaft. Infrastrukturbau gliedert sich in Straße, Schiene und Wasser. Den Ingenieurbau gliedern wir ebenfalls. Tiefbau gibt es in unserer Sichtweise als Spezialtiefbau, Rohrleitungsbau usw. Wir schauen auf einen Generalunternehmer anders als auf einen Betrieb, der zusätzlich oder ausschließlich als Bauträger auftritt. Das macht es spannend und herausfordernd gleichermaßen.

Eine besondere Aufgabe ist die Abwicklung von Frequenzschäden bei gleichzeitiger Intensivbetreuung der Großschäden. Viele Mandanten melden täglich Schäden, weil sie zum Beispiel im innerstädtischen Leitungsbau unterwegs sind. Unser Anspruch ist eine beschleunigte Abwicklung der Kleinigkeiten bei gleichzeitiger intensiver Begleitung im komplizierten Großschaden durch unsere Techniker und Juristen vor Weitergabe an die Versicherer.

Welche Vorteile bietet aus Ihrer Sicht ein klar definiertes Zielgruppenkonzept gerade im Gewerbebereich?

Sämtliche Mitarbeiter fühlen sich der Branche verbunden, sprechen und verstehen die Sprache der Bauwirtschaft und haben sich dort mit Kompetenz und Leidenschaft ein verlässliches Netzwerk geschaffen. Der gesamte Markenauftritt hat eine klare Struktur, in dessen Zentrum der Bauunternehmer steht. Sämtliche Prozesse sind eindeutig und klar auf die Bauwirtschaft fokussiert. So sind wir für Kunden und Versicherer ein verlässlicher Partner und gewinnen mit einer hohen Weiterempfehlungsrate neue Mandate. Unsere Kunden profitieren von der umfangreichen Schadenerfahrung der Kollegen. So schulen wir regelmäßig Bauleiter und Poliere der Mandanten präventiv.

Nun sichern Sie auch einzelne Großprojekte ab im Namen von Investoren, Architekten oder Planern. Worauf ist hier beim Versicherungsschutz zu achten?

Investor und Projekt sind in diesen Größenordnungen anspruchsvoll und verlangen einen individuellen Schutz, der die technischen Besonderheiten der Baumaßnahme berücksichtigt. Die Liste der Besonderheiten ist lang, die Liste der mitversicherten Projektbeteiligten mit Beratungsbedarf noch länger. Unser Leistungsversprechen gegenüber dem Investor umfasst auch die Aufklärung der Projektbeteiligten über Inhalte und Vorteile der komplexen Absicherung.

Ein besonderes Projekt, das Ihr Unternehmen betreut, ist der Neubau bzw. die Sanierung des „Berger Feldes“ in Gelsenkirchen, ein Großprojekt des Fußballbundesligisten Schalke 04. Welche Herausforderungen in der Absicherung ergaben sich denn bei einem Projekt dieser Größenordnung?

Die Kapazitäten des Marktes sind begrenzt. Eine Handvoll Risiko¬träger steht bereit, sich großen Projekten zu widmen. Leue & Nill als einer der großen inhabergeführten Versicherungsmakler ist an unserem Unternehmen beteiligt und stellt für bauass Expertise und Netzwerk zur Verfügung. Erfahrene Kollegen in TV und Haftpflicht bündeln und verhandeln ein abgestimmtes Wording vor Projektstart. Die mindestens zehnjährige Projektlaufzeit inklusive Gewährleistungszeit verlangt eine fortlaufende Begleitung für beide Sparten der Baukombi¬deckung im Schadenfall, sodass unser Haus vom Planungsstart bis zur letzten Mängelbeseitigung Teil des Großprojektes geworden ist.

Quelle: AssCompact

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